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Retro Classics Stuttgart 2018

Die Oldtimersaison in Süddeutschland wird traditionell im März auf der Retro Classics eröffnet. Unser Baltic Sea Circle Wartburg durfte auch in den Frühling knattern und sich im Rallye-Outfit prominent im Foyer des Eingangs Ost präsentieren, und die beiden Piloten konnten in täglichen Konferenzen von der kultigen Altblechtour zu den Lofoten, zum Nordkap und nach Russland berichten. Vielen Dank an den Veranstalter für dieses ungewöhnliche Sponsoring und die superallerbeste Unterstützung auf der Messe! Vielen Dank an die zahlreichen interessierten Vortragsgäste! Für die Sputnik Spendenaktion konnten so 88 Euro gesammelt werden. Daumenhoch!

Nachlese #6


15th Stage, 1. Juli: Kaliningrad – Kolobrzeg Area (Poland), 591 km
16th Stage, 2. Juli: Kolobrzeg Area – Hamburg, Finish Line, 421 km

Die weltberühmte Schönheit der Kurischen Nehrung konnten wir in der tiefnächtlichen Dauervollregenfahrt nicht mal erahnen. Also beschliessen wir in Selenogradsk beim Frühstück mit Melanie und Domenico vom Team ‚123dabei‘, die Strecke an der Samlandküste ein paar Kilometer Richtung Norden zurückzufahren. Wahnsinn! Der Wind streicht über den regennassen Sand der Halbinsel. Die Eindrücke belohnen uns und sie sind die nochmalige Maut für die Fahrt durch den Nationalpark auf jeden Fall wert.

Wir nehmen noch ein paar Impressionen aus Kaliningrad mit. Der Wartburg wird zum Fotostar für eine Hochzeitsgesellschaft. Die ungewollte Begegnung mit einer Straßenlaterne während eines Rangiermanövers mit beschlagenen Scheiben und Spiegeln hinterläßt eine böse Narbe am Fahrzeugheck – eine Beule im Heckmittelteil und in der Stoßstange sowie eine zerbrochene Heckleuchte. Das schlechte Wetter empfiehlt ein baldiges Weiterfahren Richtung Hamburg. Kurz vor der Grenze zu Polen werden die letzten Rubel in Kekse und Kefir umgewandelt. Die polnischen Grenzerinnen und Grenzer lassen stundenlang auf die Einreise in die Europäische Union warten und geben mit ihrer Unfreundlichkeit alles andere als ein gutes Bild für die Aussengrenze der letzteren ab. Die Stimmung ist im Keller. Wir „müssen“ heute noch nach Stettin, über 400km liegen vor uns und es ist bereits später Nachmittag. Der Wartburg läuft schlecht: Wir wechseln unterwegs Zündspulen und Benzinpumpe. Der Vergaser vereist: mit verschlossener Kühlerjalousie soll es wieder besser klappen. Dauerregen und Dunkelheit sorgen für schlechte Sicht. Wir quälen uns durch Polen. Die Akkus der Piloten und damit die Konzentration erschöpfen sich. Mit reichlich Tankstellenkaffee im Bauch und Koffein im Blut erreichen wir unsere Unterkunft irgendwann in der Früh.

Halbwegs erholt starten wir in den Sonntag. Die letzte Etappe bricht nach über zwei Wochen an. Rückkehr nach Deutschland. Müdigkeit und schlechte Laune vom Vortag sind vergessen. Hansestadt, wir kommen! Wir sind rechtzeitig am Fischmarkt und fahren unsere grüne Biene stolz durch den Zielbogen. Noch haben wir nicht realisiert, dass wir 16 Tage lang um die Ostsee gefahren sind. Und plötzlich ist alles schon wieder vorbei. Im Lauf des Abends wischen wir uns die ein oder andere Träne aus den Augen. Der Wartburg hat die Piloten sicher und heil ans Ziel gebracht. Darauf jedenfalls einen Schluck Addinol!

Mit An- und Rückfahrt nach Süddeutschland hat der Wartburg tapfere 9219 Zweitaktkilometer zurückgelegt. Leider hatte am Morgen des Starts in Hamburg der Wartburgtacho seinen vorzeitigen Ruhestand beschlossen. Die täglichen Laufleistungen haben wir dann immer bei Partnerfahrzeugen, mit denen wir in der Gruppe unterwegs waren, bzw. bei Google-Maps erfragt. Korrekterweise müssen davon die 144 km abgezogen werden, die wir in Schweden „Huckepack“ unterwegs waren… Für die Tour einschliesslich der Anreise nach Hamburg und Rückreise haben wir einen Gesamtkonsum von 808,64 Litern Kraftstoff zusammengezählt. Dazu kommen noch ca. 19 Liter Zweitaktöl. Das entspricht dem Durchschnittstreibstoffverbrauch von 8,9 Litern/100km. Den teuersten 95-Kraftstoff haben wir in Norwegen und Finnland getankt: 1,75 Eur/Liter. In Russland gab es den Saft für unschlagbare 58 Cent/Liter…

Die meist gefallenen Sätze im Auto waren „der Motor klingelt“, “ich muss mal“, „wo sind wir?“ oder „wo ist?“ weil mal wieder etwas im Auto gesucht wurde.

Wir haben Millionen Eindrücke gesammelt und ein paar richtig coole Socken kennengelernt. Unsere Kollegenteams – allesamt Facebook-Bekanntschaften aus Südwest mit Nordkapziel – waren die Besten überhaupt. Zu den besonderen Momenten gehört auch das tolle Feedback der zahlreichen Leute, die unsere Tour im Netz leidenschaftlich verfolgten. Irgendwann während der Tour hat sich ein Herr aus Sachsen bei uns gemeldet, der gerne mal nachts die Aufnahmen der Webcam am Nordkap anschaut. Als die Autos dort im Altblechstau standen, fiel ihm besonders der grüne Wartburg mit der Startnummer 26 auf dem Dach auf, woraufhin der Mann recherchierte und sich bei uns meldete. Spätestens bei unserer erfolgreichen Aufholjagd in Schweden haben wir realisiert, dass uns diese Abenteuer-Tour so schnell nicht wieder loslassen wird. Den Baltic Sea Circle machen wir bestimmt wieder.

Danke an alle unsere lieben Freunde und Unterstützer vor und während der Tour, danke an das tolle Engagement unserer Sponsoren und danke an alle fleissigen Spender unserer Charity-Aktion!

Die gesamte Fotostrecke gibt es bei formfreu.de. Alle Fotoreihen zur Nachlese findet ihr gebündelt hier .

Nachlese #5


12th Stage, 28. Juni: St. Petersburg – Raudsilla (Estonia), Arctic Circle Party Time, 318 km
13th Stage, 29. Juni: Raudsilla – Riga (Latvia), 363 km
14th Stage, 30. Juni: Riga (Latvia) – Kaliningrad (RUS), 417 km

Wir starten die 12. Etappe in der russischen Metropole. Das Tagesziel: das Baltikum. Das große Hindernis auf der 318 km langen Route: die seeeehr zeitintensive Ausreise aus der Russischen Föderation. Für die Ausreise nach Estland stehen wir in Iwangorod drei Stunden. Aber auch das kriegen wir gut gelaunt hin. In Raudsilla im Lahemaa National Park heisst es dann „Baltic States Party Time“, das große Wiedersehen mit allen anderen Teams. Allerbeste Stimmung ist angesagt. Der Tag klingt aus bei feinem typischen estländischem Buffet, reichlich Bier, cooler Mucke und feucht-fröhlichen Saunagängen. Wir feiern bis tief in den Morgen…

Die Morgensonne lacht über Estland. Die kurze Nacht ist schnell vergessen bei Tankstellenkaffee und Tankstelleneis. Das Roadbook beschreibt als Task of the Day einen Baltic-Sea-Circle-Klassiker: Man finde ein früheres Gefängnis, dessen Ruinen jetzt in einem Badesee stehen, ca. 45 km südwestlich von Tallinn. Das Bad in dieser surrealen Umgebung sei fotografisch festzuhalten… Für 2017 fällt die Attraktion allerdings kurzfristig aus, da das Gelände aufgrund eines zeitgleich stattfindenden Musikfestivals für die Rallyefahrer so nicht zugänglich sei… Hmmm, schade… Macht aber nix. Ein spontaner Stopp in einer – mindestens genauso – einzigartigen und traumhaften Strandkulisse am Rigaischen Meerbusen mit Wellblechhütten ist ein perfekter – wohlverdienter – Moment des Relaxens und das Highlight des Tages. Leider haben wir irgendwie vergessen, bei Petrus rechtzeitig Sonnenschein für die restlichen Tourtage zu bestellen: Ab Lettland soll uns schlechtes Wetter für den Rest der Reise begleiten.

Der Freitag beginnt auf dem Riverside Camping in Riga im Dauerregen. Das Zelt hielt zwar trocken, aber das Dauernass vermiest ganz schön den Tagesstart. Im Norden von Siauliai, Litauen, ist der berühmte Hill of Crosses unser Ziel. Wir basteln zusammen mit den anderen Teams eigene Kreuze, die wir auf dem Hügel ehrfurchtsvoll unter die Millionen anderer Kreuze platzieren. Wir peilen anschließend die Oblast Kaliningrad an, erneut eine Grenze nach Russland. Von anderen Teams hören wir, dass es an der Grenze zur Oblast Kaliningrad zu Wartezeiten von bis zu sieben Stunden kommen kann – wir fahren der Grenze trotzdem entgegen. Letztendlich sollen es fünf Stunden werden. Kopfschüttelnd ob des Gepäckchaos in unserem Fahrzeuginnenraum winkt uns die Grenzerin schliesslich durch. Auf der russischen Seite fahren wir die Curonian Spit bei tiefster Dunkelheit und Vollregen. Die 60 Kilometer durch die tiefschwarzen Waldstücke – über teilweise völlig überflutete Strassen und durch zahlreiche Schlaglöcher – sind intensiv für Mann und Maschine. Der Wartburg meistert die Strecke tapfer und zuverlässig. In den frühen Morgenstunden erreichen wir Selenogradsk an der Samlandküste. Angesichts des heftigen Niederschlags haben wir uns kurzfristig – über ‚booking.com‘ – ein Hotelzimmer in Selenogradsk reservieren können. Die grüne Biene hat sich den trockenen Tiefgaragenplatz im Hotel redlich verdient. Das Spa Hotel Zelenogradsk erweist sich übrigens als empfehlenswerter Geheimtipp: schick und schön, mit dem weltallerbesten Seelachs auf dem Frühstücksbuffet. 🙂

Die gesamte Fotostrecke gibt es bei formfreu.de. Alle Fotoreihen zur Nachlese findet ihr gebündelt hier .

Nachlese #4


9th Stage, 25. Juni: Lapland – Kandalakshsky District, 485 km
10th Stage, 26. Juni: Kandalakshsky – Petrosawodsk Area, 1098 km
11th Stage, 27. Juni: Petrosawodsk Area – St. Petersburg, „autofrei“

Der neunte Tag startet auf dem Kirkenes Camping an der E6. Das ist nur wenige Kilometer von der Grenze zur Russischen Föderation entfernt. Es gibt unter den Rallyeteams unklare Informationen, was man letztendlich an Esswaren oder an angebrochenen Lebensmittelpackungen in das größte Land der Erde einführen darf. Auch das Personal an der norwegischen Grenzstation Storskog kann – oder darf – uns hier keine verläßliche Auskunft geben. Um unnötige Diskussionen zu vermeiden oder eine Rückfahrt nach Norwegen nicht zu provozieren, entledigen wir uns sämtlicher geöffneter Lebensmittelpackungen. Auch das Frühstücksmüsli und die guten Hanfnüsse gehen in den Müll… Der Biervorrat in den Dachboxen wird sorgfältig durchgezählt.

Die Abfertigung auf der russischen Seite ist zunächst etwas unübersichtlich, verläuft aber eigentlich unproblematisch. Korrekt und höflich arbeiten die russischen Zoll- und Grenzbeamten. Wir bekommen die persönlichen Migrationskarten, die ab sofort im Reisepass mitzuführen sind. Für die Fahrzeuge werden Zollerklärungen ausgefüllt, die gewährleisten, dass jeder nach Russland eingeführte PKW auch wieder ausgeführt wird. Die Fahrzeuge werden einer Sichtkontrolle unterzogen. Wir müssen den Kofferraum fast vollständig ausräumen und der Beamte kann es kaum glauben: Spare Parts, Spare Parts, Spare Parts… Nach der Sichtung der Dachboxen und des Gepäcks im Innenraum hat er offenbar irgendwann genug und wir sind nach insgesamt zwei Stunden schließlich durch.

Träumen wir? Nein! Wir sind also tatsächlich in Russland. Mit unserem Altblech. In drei Stunden werden wir Murmansk erreichen. Bei Rosneft bekommt die grüne Biene erst mal was zu trinken und wir wundern uns, dass es im Shop die quadratisch-praktische Schokolade aus dem schwäbischen Waldenbuch in ziemlich allen Sorten gibt. Schneereste, militärische Bauten und Monumente säumen den Weg. Die Besichtigung des Hafens in Murmansk steht auf der To-Do-Liste des Roadbooks. Dieser war bis 1991 militärisches Sperrgebiet. Vor der Lenin, dem – mit drei Kernreaktoren ausgerüsteten – ersten Atomeisbrecher der Welt machen wir ein obligatorisches Erinnerungsfoto. Und aus der Kola-Bucht schauen wir hinauf auf den Hang und eine endlos graue Wand aus Plattenbauten.

Von jetzt an geht es Richtung Süden. Unser nächstes großes Ziel ist die Oblast Leningrad, das 1350 km entfernte St. Petersburg. Die Tagesetappe endet in einem Motel irgendwo bei Kandalaksha mitten im Wald. Da gibt es jede Menge aggressive Mücken und einen Skilift. Und sonst nichts.

Der Folgetag beginnt in strömendem Regen mit überfluteten Strassen und mit Frischkäse gefüllten Eierkuchen von der Tankstelle. Unsere Rallyegruppe entschliesst sich im Laufe des Tages, nach St. Petersburg durchzufahren und sich somit einen autofreien Tag in der zweitgrößten Stadt Russlands zu gönnen. Fahren, tanken, fahren, tanken,….

Sieht man von Bahnübergängen mit unkalkulierbar hoch herausragenden Schienen ab, ist die Beschaffenheit der Strassen in Russland übrigens unerwartet gut. Die russischen Autofahrer haben grundsätzlich ein robustes Verhältnis zu Verkehrsregeln und den Rechten anderer, aber eine besondere Aufmerksamkeit ist doch stets geboten. Überholen wird denn auch immer wieder gerne zu einem unerforschlichen Akt. Auf die Frage, warum man nicht auf einer geraden, langen Strecke ohne Gegenverkehr an einem gemächlich knatternden Wartburg vorbeizieht, sondern genau dann, wenn die entgegenkommenden Autos schon greifbar nahe sind, haben wir während unserer Reise allerdings keine Antwort gefunden…

Nach 1098 Kilometer kommen wir gegen 23 Uhr in St. Petersburg an. Der Wartburg darf nun – auf dem Parkplatz des Petro Sport Hotels an der östlichen Peripherie der Metropole – einen Tag Pause machen, während die Piloten die Stadt erkunden.

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Nachlese #3


6th Stage, 22. Juni: Hov (Gimsøya) – Tromso & Lyngsalpene, 488 km
7th Stage, 23. Juni: Tromso & Lyngsalpene – North Cape, 497km
8th Stage, 24. Juni: North Cape – North Lapland, 538 km

Die taghelle Arctic Circle Partynacht ist zwar vorbei, aber die Magie der weissen Sommernächte hat uns verzaubert. Das Reisetagebuch geht weiter. Zu unserer Dreiergruppe aus Wartburg, Volvo und T4 kommt der quietschtürkisfarbene Sprinter dazu. Da wir auf etwaige Alkoholkontrollen seitens der norwegischen Autoritäten in den Zuwegen unseres Campingplatzes hingewiesen wurden, starten wir eher „etwas später“ in den neuen Tag. Heute gilt es, ein gutes Stück Richtung Norden zurückzulegen. „Arm Wrestling Tournament“ steht als Tagesaufgabe im Roadbook, Armdrücken mit skandinavischen LKW-Fahrern.

Norden, Norden, Norden. Wir passieren am siebten Tag schliesslich den 6875 Meter langen Nordkaptunnel, der 212 Meter unter Meeresgrund liegt. Uns begleitet zuletzt immer wieder ein unsympathisches Motorklingeln aus dem Maschinenraum der ‚Grünen Biene‘. Doch die Abhilfe soll nicht lange dauern. In Honningsvåg liegt für uns zur großen Freude im örtlichen Coop ein Paket aus Deutschland. Wartburgfahrer Sven hat sein Teilelager durchsucht und uns per Expresssendung mit nagelneuen Unterbrecher- und elektronischen Zündungen versorgt. Damit kriegen wir den Zweitakter hoffentlich wieder zum Schnurren. Der Zusammenhalt in der Wartburg-Community ist etwas ganz Besonderes. Und DHL hat hier eine zuverlässige Spitzenleistung erbracht.

Wir erreichen Kirkeporten Camping, unser Kurzenachtquartier in 14 km Entfernung zum Nordkap, dem großen Ziel unserer Tour. Das Nordkap-Plateau ist die weltberühmte 308 m hohe, steile Klippe auf der Insel Magerøya. Sie erstreckt sich mächtig aus der Barentssee und ist der Endpunkt zum Eismeer im Norden. Wir erfahren so nebenbei, dass der eigentliche nördlichste Punkt Kontinentaleuropas nicht das prominente Plateau, sondern Knivskjellodden, eine Landzunge der Insel, sei. Diese liege rund 1380 Meter weiter nördlich… Hmmm… Macht aber nichts. Wir machen ein gemütliches Lagerfeuer, trinken ein wohlverdientes Pilotenbier und steuern gegen Mitternacht die 1978 errichtete Globusskulptur an.

Es ist eine unwirkliche und unvergessliche Nacht. Wir stehen mit unserem Wartburg 353 mit weit über Hundert alten Autos im Stau – am Nordkap, dem nördlichsten und eigentlich einsamsten Ende unseres Kontinents, stundenlang. Es ist 2 Uhr nachts und trotzdem nicht dunkel. Es ist Ende Juni und eigentlich schon Sommer, und doch sind wir – bei Temperaturen um den Gefrierpunkt – in dicke Wintermontur mit Daunenjacken, langen Unterhosen und Wollmützen gepackt. Die doppelte Lage Socken ist ein Muß. Die Mitternachtssonne legt sich über eine einzigartige kühle und windige Landschaft. Es ist eine traumartige Kulisse und wahrlich surreale Atmosphäre. Die Blechlawine will zum Globus, wo Erinnerungsfotos geschossen werden sollen. Fahrzeug für Fahrzeug. Und das dauert eben. Natürlich ist das Monument normalerweise nicht mit Fahrzeugen erreichbar. Da die ‚Nordkapphallen‘ ihren Ausstellungs- und Shopbetrieb um 1 Uhr in der Früh schließen, war irgendwie und ausnahmsweise dieser unvergessliche Zugang möglich.

Die Hälfte der Strecke liegt nun hinter uns. Die Reise Richtung Süden führt für uns über Russland. So entscheiden wir uns am nächsten Tag für den Abstecher nach Finnland über Väylä und Partakko entlang des Inarijäri, dem drittgrößten See des Landes der Tausend Seen. Am Abend sind wir im norwegischen Kirkenes, unweit vom Grenzübergang Storskog an der Europastraße 105. Während des Kalten Krieges war dies der einzige unmittelbare Landkontakt zwischen der NATO und der Sowjetunion innerhalb Europas.

Die gesamte Fotostrecke gibt es bei formfreu.de. Alle Fotoreihen zur Nachlese findet ihr gebündelt hier .

http://www.formfreu.de/2018/02/02/baltic-sea-circle-2017-3/

Nachlese #2


3rd Stage, 19. Juni: Örebro Area – Strömsund Area, 164 km
4th Stage, 20. Juni: Strömsund Area – Bodø Area (Norwegen), 1074 km
5th Stage, 21. Juni: Bodø Area – Hov (Gimsøya), Arctic Circle Party Time, 113 km

Am dritten Tag will der Wartburg nur auf zwei Töpfen laufen. Das ist eigentlich kein untypisches Wartburgphänomen: Wir überprüfen Zündspulen, Kabel, Kerzenstecker und Kerzen – alles in Ordnung. Hmmmm…. Ein Defekt an der kontaktlosen Zündanlage erweist sich als – recht ungewöhnlicher – Verursacher des Problems. Zum Glück haben wir ja zwei – leider nicht vorab eingestellte – Unterbrecher-Zündungen für alle Fälle mit an Bord. Das Frontmittelteil wird abgebaut, die Werkzeugkisten werden ausgepackt und der Blutdruck steigt. Die Einstellarbeiten am Strassenrand unter knallender Sommersonne erweisen sich allerdings als schwieriger und zeitaufwendiger als gedacht, so dass wir die Kollegenteams ohne uns auf die Weiterfahrt schicken und uns entschliessen, den Wagen in eine Werkstatt in der Nähe bringen zu lassen, um dort in Ruhe die Problembeseitigung in Angriff zu nehmen. Während des stundenlangen Wartens auf den Abschleppwagen erreichen uns besorgte Meldungen unserer Freunde zu Hause, die sehen dass der Live-Tracker „hängt“. Wartburgfreund Toni verfolgt uns zu Hause in Thüringen fleissig über Facebook und stellt uns den Kontakt zu einem schwedischen Wartburgfahrer im vom aktuellen Standort in Fanthyttan rund 150 km entfernten Insjön in der schwedischen Provinz Dalarnas län her. Dort gebe es sogar eine Werkstatt unter „ostdeutscher“ Leitung mit Wartburgerfahrung. Da Telefonate an verschiedene Werkstätten im Pannenumkreis wenig erfolgversprechend waren, entscheiden wir uns, den Abschlepper auf eigene Kosten nach Insjön zu schicken. Wenngleich der ADAC diese Leistung zunächst abgelehnt hatte, wurden die entsprechenden Aufwendungen im Nachgang dann doch großzügig und kulant erstattet. Daumenhoch!

Eigentlich ist der Dienstag der Tag mit der traditionellen „Surströmming Drive Challenge“- ein intensiv faulig riechender Hering muß als berühmt-berüchtigte „Task of the Day“ über 200 Kilometer im Auto mitgenommen werden. Wir haben allerdings eine andere Agenda. Wir sind im 2000 Einwohner großen Insjön gelandet oder vielmehr gestrandet. Die zwiebelbeladene von syrischer Hand kreierte Pizza al Tonno vom Vorabend liegt zwar noch im Magen, aber das leckere schwedische Frühstück in der Pension Vintergatans lassen wir uns nicht entgehen. Um 8.30 marschieren wir mit dem Gepäck auf dem Rücken zu Insjöns Däckgarage, wo unser Rallyeflitzer steht. Dort bringen wir unser Auto nach mehreren Versuchen gemeinsam mit Holger Schulze schliesslich zum Laufen. Um 14.45 Uhr geht es dann wieder auf Tour. Nun gilt es, Kilometer zu machen. Das Wartburgherz klingelt am Berg und unter hoher Last – ist aber mit gelegentlichem fein dosiertem Choke-Einsatz dann doch gut fahrbar. Wir checken die Lage: Wir müßten am Folgetag gegen 7 Uhr im fast 1100 km entfernten in Bodø in Norwegen sein, um dort rechtzeitig die Fähre auf die Lofoten zu erreichen. Ja, das kriegen wir hin! Das packen wir! Durchfahren, also fahren, tanken, Kaffee holen, fahren, tanken, Kaffee holen, Hot Dog essen, fahren,… Wir treffen unterwegs an einer Tankstelle Mats, ein weiterer Oldtimerfahrer, der auf seinem historischen Motociclo Milani ebenfalls Richtung Nordkap unterwegs ist. Respekt!

Der Wartburg läuft durch die taghelle Nacht. Die Sonne geht nicht unter und berührt nur kurz den Horizont. Wir erreichen die Region Arjeplog am Polarkreis in Schwedisch Lappland mit ihren beeindruckenden gebirgigen Archipelen. Um 3 Uhr sind wir nunmehr alleine auf den Strassen auf über 750m Höhe und bei eisigen Temperaturen unterwegs. Bald erreichen wir die Grenzstation zu Norwegen. Und schliesslich stehen wir um 7:20 Uhr frühmorgens im Fährhafen von Bodø. Das waren 15 1/2 Stunden Fahrzeit. Wir sind kaputt und glücklich zugleich, die grüne Biene, so haben die anderen Teams den Wartburg getauft, hat es geschafft… Ticket lösen, und wir dürfen auf die Fähre rüber auf die Lofoten, nach Moskenes. Auf dem Schiff gibt es zur großen Freude auch ein Wiedersehen mit unseren Partnerteams…

Nördlich des Polarkreises gelegen, befindet sich die zu Norwegen gehörende Inselgruppe. Es ist eine Bilderbuchlandschaft. Malerische Fischerdörfer sind umgeben von steil aufragenden Bergen und tiefblauen Fjorden. Es ist Arctic Circle Party Time. Das erste Zwischenziel ist erreicht. Alle Rallyeteams kommen bei Gimsøya zur großen Partynacht zusammen und bejubeln den Polartag. Die Mitternachtssonne sinkt nicht unter den Horizont. Der Sprung ins Eismeer ist obligatorisch. Die Rallyefahrer feiern am Strand bei Bier und Bier. Geile Sause. Beste Stimmung. Klasse Leute. Die nach der Feierei verbliebene Tüte Schlaf ist kurz und hell und frisch, aber die Daunen im Schlafsack machen einen sehr guten Job…

Die gesamte Fotostrecke gibt es bei formfreu.de. Alle Fotoreihen zur Nachlese findet ihr gebündelt hier .

Bilkyrkogården Ryd

Baltic Sea Circle 2017. 2nd Stage.

Ein gewöhnlich erscheinendes Waldstück in der Nähe der Ortschaft Ryd im südschwedischen Småland, knapp 200 Kilometer nördlich von Malmö. Man schreitet durch den Wald über matschigen oder moosig-weichen Boden hinweg. Es ist aber kein gewöhnliches Waldstück. Hier zerfallen Automobile, bis sie – in wenigen Jahren – nicht mehr da sind. Bis dahin aber ist dieser ganz besondere Autofriedhof Kulturgut und als solches geschützt.

Der Kenner entdeckt so manches Schätzchen in dem kleinen Reich aus alten Saab, Volvo, Auto Union, Volkswagen oder Ford. Das jüngste Fahrzeug müßte der K70 sein, richtig? Rostiges Blech und Moosteppiche schaffen ganz besondere Kunstwerke. Farne wachsen aus den Motorenräumen. Das ist einerseits traurig. Denn wer würde nicht gerne einen T1-Bus sein eigen nennen oder den DKW Kombi wieder zum Leben erwecken? Andererseits ist das eine surreale Erfahrung ohnegleichen und ein wunderbar würdevoller Ort für die alten Autos, deren Seelen schon im Autohimmel sind.

Bilkyrkogården
Välkommen att besöka Bilkyrkogården i Ryd

http://www.formfreu.de/2018/01/08/bilkyrkogarden-ryd/

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Nachlese #1

Große Nachlese: Baltic Sea Circle 2017. Die lässigste Tour des Jahres. 16 Tage hellwach im wilden Ritt um die Ostsee. 10 Länder im Wartburg 353. Zehntausende von Bilddateien sind durchforstet. Wir wollen mit Euch nochmals die geilsten Wochen des Sommers 2017 durchreisen.


Juni 2017: Wir sind bereit für das nördlichste automobile Abenteuer des Planeten. In der gut bepackten caprigrünen DDR-Reiselimousine und der Nummer 26 starten wir am 17. Juni in Hamburg. Mit dem Baltic Sea Circle knattern wir als Team „Zweitakterz Süd“ an den nördlichsten Zipfel des Kontinents: Das Nordkap. Wir freuen uns auf holprige Straßen, weiße Strände, tiefe Fjorde, robuste Nadelwälder, die unglaubliche skandinavische Natur, Russland, die Baltischen Staaten und Polen. Wir freuen uns auf eine einmalige Rallye-Atmosphäre zur Sonnenwende mit Mittsommer am Polarkreis und „Weißen Nächten“. Schlafen kann man ja im Winter wieder. Wir freuen uns vor allem auch auf tolle Leute in den Städten und Orten, durch die wir reisen werden, und auf unvergessliche Momente zusammen mit den anderen Teams.

Eine Rallye, wie sie außergewöhnlicher nicht sein könnte – ohne Fokus auf Geschwindigkeit aber mit teilweise sehr herausfordernden Aufgaben entlang der Strecke. Das Fahrzeug darf nicht jünger sein als 20 Jahre und in der Anschaffung maximal 2500 € kosten. GPS-Navigationsgerät und Autobahnen sind tabu. Unglaubliche 250 verrückte und festentschlossene Rallye-Teams treten an, um mit ihren Old School Wagen und Youngtimern das Unmögliche möglich zu machen. Die Rallye ist auch eine gemeinnützige Veranstaltung. Die Wochen im Wartburg werden ein Abenteuer sein, welches wir sicher ein ganzes Leben nicht vergessen werden. Schön, wenn auch andere es nicht mehr vergessen. Die Grundidee der Rallye ist es, mit Spendengeldern die Welt ein bisschen besser zu machen. So sammeln wir im Rahmen des Baltic Sea Circle Spendengelder für Charity-Projekte. Für unsere Spendenpartner – der Anna e.V. – Unterstützung krebskranker Kinder in Aichtal und der Sage Hospital e.V. – kommen sagenhafte 1212 Euro zusammen. Vielen Dank!

1st Stage, 17. Juni: Hamburg – Österlen Area (Schweden),589 km
2nd Stage, 18. Juni: Österlen Area – Örebro Area, 614 km

Unser Abenteuer startet nach am Samstag, den 17. Juni auf dem Hamburger Fischmarkt. Die Sonne lacht, die Stimmung ist supergut und jede Menge coole Kisten füllen den Parc Fermé. Mit defektem Tacho und mit Ersatzteilen, 25 Litern Addinol-Zweitsaktöl, Zelt und Biervorrat maximalbpackt rollen wir von der Rampe und wählen den Landweg über Dänemark gen Norden. Wir fahren in der fröhlicher Gruppe mit unseren Stuttgarter Stammtischkollegen der Teams „Rotzaffa Racing“ im Volvo 850 und „Old Schmetterhands“ im Volkswagen T4-Bus, „Wolfgang“ und „Gonza“. Zu den Tagesaufgaben gehören die traditionelle Wikingerweihe – mit dänischem Sand, schwedischem Holz und Meereswasser aus der Ostsee gilt es, auf allen Vieren um einen „Stone of Ale“ zu krabbeln – und der Besuch des wilden Autofriedhofs in der Nähe der Ortschaft Ryd im südschwedischen Småland. Unvergleichlich schön sind die Landschaften im Süden Schwedens. Pro Tag sind wir um die 600 km unterwegs. Wildes Camping in unvergleichlich schöner Natur – in Sandhammeren an der schwedischen Ostsseeküste oder an einem Seeufer bei Nora – ist angesagt. Abends gibt es die wohlverdienten Feierabendbierchen in netter Runde. Der Gaskocher befeuert mitgebrachte Würste aus Thüringen oder Köttbullar aus dem lokalen Tankstellensupermarkt. Pulverkaffee und Müsli mit Hanfnüssen sind der kräftige Start in den Tag. Es wird übrigens nicht geduscht, sondern gebadet im Meer beziehungsweise im See, wo denn sonst?

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@ SWR-Landesschau

Am 18. Juli waren die Piloten zu Gast in der SWR-Landesschau. Für alle, die den Live-Auftritt verpasst haben, oder nochmals sehen wollen… 😉

Unten der SWR-Landesschau Beitrag auf facebook mit dem Auto vor dem Stuttgarter Funkhaus.

Verrückt: Mit dem Wartburg eine Ralley rund um die Ostsee zu fahren. Bei Sekunde 35 seht ihr, wer mit an Bord war. 🙂 Zweitakterz Süd at Baltic Sea Circle 2017

Posted by Landesschau Baden-Württemberg on Mittwoch, 19. Juli 2017